Ernährung

Im Rahmen der Qualifizierung zur Tagesmutter nach dem QHB (300 Std) habe ich einen Transferbericht zum Thema Ernährung geschrieben. Dieses Thema ist mir besonders wichtig, da wir auf viele Dinge, die unsere Gesundheit betreffen(z. B. Umwelt, genetische Vorbelastungen etc), keinen Einfluss haben, aber die Ernährung können wir beeinflussen.

Hier könnt Ihr ihn Euch ansehen und durchlesen:

1. Ernährung in meiner Kindertagespflege

Zu Beginn werde ich das Thema „Ernährung“ und die Umsetzung in meiner Kindertagespflege er­läutern. Dieses Thema ist mir wichtig, weil ich als Tagespflegeperson mit der Zubereitung einer ge­sunden, abwechslungsreichen Mahlzeit täglich konfrontiert werde. Zudem musste ich mich schon mehrmals mit diesem Thema auseinander setzen, da vor acht Jahren bei mir eine Fruktose- und Histaminunverträglichkeit festgestellt wurde. Bereits im Kindesalter hatte ich Magen-Darm-Beschwerden, die nicht zugeordnet werden konnten. Somit fing ich an, mich über die Inhaltsstoffe der Lebensmittel zu informieren und diese zu testen, in dem ich auf meinen Körper hörte. Dabei wurde ich von einer Ernährungsberaterin unterstützt, die mich anleitete, die verträglichen Lebensmittel zu erkennen. 

Weiterhin bin ich elf Jahre als Tupperware-Beraterin in verschiedensten Haushalten unterwegs ge­wesen. Für viele Menschen ist das Thema nicht wichtig, es geht vielmehr hauptsächlich darum, dass das was auf den Tisch kommt, satt macht. Sie machen sich über Inhalte, Vitamine und die Zusam­mensetzungen keine Gedanken. Es bereitete mir viel Freude, den Menschen zu zeigen, dass mit we­nig Aufwand und in kürzester Zeit, eine vollwertige Mahlzeit zubereitet werden kann, ohne auf die ungesunden Fertigprodukte zurückzugreifen. 

Das Einkaufen der Lebensmittel in der regionalen Umgebung bevorzuge ich, da zum einen durch die Transportwege viele Nährstoffe nicht mehr vorhanden sind und zum anderen mir die Qualität der Ware wichtig ist. Denn so kann ich mich direkt vor Ort davon überzeugen. 

Mein erworbenes Wissen möchte ich in meine Kindertagespflege einfliessen lassen und auf Wunsch der Eltern diese für sie transparent gestalten. Mein Ziel ist es, den Kindern das Wissen über die allgemeine Ernährung und das was dazu gehört wie z. B.die Umgebung vorbereiten, einkaufen, das Essen zuzubereiten, aber auch die Tischrituale/ sowie die Regeln näher zu bringen.

2. DGE-Qualitätsstandard

Der DGE-Qualitätsstandard ist im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirt­schaft entwickelt worden (www.fitkid-aktion.de). Die Kinder verbringen heutzutage viel mehr Zeit in den Tageseinrichtungen, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. „Im Rahmen einer „Erzie­hungspartnerschaft“ sind Eltern und Tageseinichtungen gemeinsam gefordert, Kindern einen ge­sundheitsfördernden Lebensstil zu vermitteln….“ (DGE-Qualitätsstandard S. 8). Da müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Tageseinrichtungen, die den Standard erfüllen, bekommen die FIT-KID-Zertifizierung. Bisher ist es nur den Kindertageseinrichtungen möglich, die Zertifizierung zu erlangen, da der Standard für Tagespflegepersonen nicht ausgelegt ist. Meine Idee war, ein Alleinstellungsmerkmal als Tagespflegeperson zu haben. 

Auch wenn es mir nicht möglich ist, dieses Zertifikat zu bekommen, möchte ich prüfen, ob einige Kriterien für meine Kindertagespflege interessant und umsetzbar sind.

3. Sinneswahrnehmungen 

Bei dem Thema Ernährung werden alle Sinne des Körpers angesprochen. Bei dem Zubereiten und Anrichten wird der visuelle Sinn gefördert und die Kinder werden motiviert, alles auszuprobieren z. B. Gemüsegesichter mit zu gestalten oder Zucchini-Sprialen zu drehen. 

Die Haut ist das größte Organ des Körpers, darüber können viele Informationen aufgenommen wer­den. Der taktile Sinn wird angeregt, indem die Kinder die Lebensmittel anfassen und mit ihnen experimentieren dürfen. So können sie die unterschiedlichen Konsistenzen der Lebensmittel er­fühlen. Außerdem wird die Mundmotorik durch die verschiedenen Konsistenzen angeregt. Wenn die Muskulatur nicht richtig ausgebildet ist, kann es später zu Problemen bei der Sprachentwicklung kommen. 

Dabei spielt der gustatorische Sinn (Geschmackssinn) auch eine entscheidende Rolle, da die Kinder schon im frühen Alter Vorlieben und Abneigungen entwickeln. Da sich der Geschmack bei Kindern noch verändert, ist es wichtig, die Lebensmittel immer mal wieder anzubieten. Die olfaktorische Wahrnehmung (Geruchssinn) wird angeregt, indem die Kinder an den unterschiedlichen Produkten und die Gerüche beim zubereiten riechen. Je nach Alter und Reife teilen sie ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen mit. 

Im vierten bis sechsten Monat sollte bei jedem Kind mit der Beikost gestartet werden. Jedes Kind ist individuell und benötigt dabei viel Aufmerksamkeit. In meiner Tagespflege werde ich mit den unterschiedlichen Entwicklungsfortschritte bezüglich der Ernährung konfrontiert, wobei ich eine professionelle Beobachtung benötige. Ich bemerkte bei einem meiner Tageskinder, dass es Probleme zeigte, feste Nahrung zu sich zu nehmen und zu schlucken. Dies machte sich bemerkbar, indem es anfing zu würgen und die Nahrung nicht in sich behalten konnte. So saugt es an den unterschiedlichen Lebensmitteln in verschiedenen Konsistenzen ohne wirklich zu kauen. Daraufhin zerkleinerte ich das Essen und veränderte die Konsistenz immer weiter zum gröberen, damit es ihm schrittweise gelingt, feste Nahrung aufzunehmen. Bisher zeigt er schon Verbesserungen in seinem Verhalten, die aber weiterhin noch gefördert werden sollten. 

4. Vorbereitende Umgebung 

a) Raum- und Tischgestaltung

Die Tischatmosphäre soll ansprechend vorbereitet sein, sauber und gut beleuchtet. Dies führt dazu, dass alle Beteiligten sich wohl fühlen und die Gemeinschaft angeregt wird. Mirjam Prüver emp­fiehlt in ihrem Buch „Gesund von klein auf“ auch den Einsatz von Porzellangeschirr. Dies habe ich mal eine Zeitlang versucht, allerdings sind ein paar Kinder in meiner Kindertagespflege noch zu klein dafür, daher fiel oft Geschirr herunter. In gewissen Intervallen werde ich es wiederholen. Mir ist wichtig, dass die Kinder schon früh mithelfen, den Tisch zu decken und abzuräumen. Dabei wird spielerisch im Tagesablauf das Zählen, Verantwortung übernehmen und ihre Motorik wird geför­dert.

b) Tischrituale

Zu den Themen Tischrituale und Tischregeln habe ich in dem DGE-Standard keine Informationen gefunden, dennoch sind sie mir so wichtig, dass ich hier erwähnen möchte, wie ich sie umsetze. 

Rituale sind für die Entwicklung der Kinder besonders wichtig, da sie durch ihre Wiederholungen eine Struktur und einen Rahmen geben, der Tagesablauf wird absehbar und die Kinder wissen, was an nächster Stelle kommt.

Wenn das letzte Kind angekommen ist (ca 8:45 Uhr), fangen wir mit unserem Begrüßungsritual an. Danach gehen wir alle zunächst zusammen zum Händewaschen. Die Kinder kommen an ihre Plät­ze. Die, die weniger Hilfe benötigen, kommen weiter nach hinten und die, die mehr Hilfestellungen von mir brauchen, in meine Nähe. Danach kommt ein Tischspruch: 

Piep, Piep, piep, wir haben uns alle lieb…, 

Dies soll den Kindern signalisieren, dass jetzt das Essen beginnt und durch das gemeinsame Aufsa­gen, wird das Gemeinschaftsgefühl der Kinder gefördert. Wenn die Kinder fertig sind, nehmen sie selber bzw. ich das Lätzchen ab. Sie bringen den Teller, soweit sie es können, selber weg oder ich biete meine Hilfestellung an und wir bringen ihn gemeinsam in die Küche. Selbst die ganz kleinen Kinder bestehen auf dieses kleine Ritual. Bei jedem einzelnen erkenne ich die Hilfe an, in dem ich sie dann bei mir mit „Gib-mir-Fünf“ abklatschen lasse. Danach gehe ich gemeinsam mit den Kin­dern wieder Hände und Gesicht waschen. Diese Reihenfolge wiederhole ich bei jeder gemeinsamen Mahlzeit, denn dies gibt den Kindern eine Orientierung und sie können gleiche Verhaltensmuster wiederfinden.

c) Tischregeln

Generell schützen Regeln Kinder vor Gefahren und helfen ihnen zur Orientierung in einer Gesell­schaft. Die Kinder bekommen eine bestimmte Sicherheit in Ihrer Umgebung, durch die Strukturen können sie die Reihenfolge nachvollziehen und diese eigenständig ausführen. So wird auch das so­ziale Miteinander gefördert.

Außerdem ist der Sinn der Tischregeln, den Kindern die Chance zu geben, sich auf ihre Sinne be­wusst einzulassen, wahrzunehmen und sich darauf zu konzentrieren. Nur wenn sie das Essen be­wusst einnehmen, können sie alle Sinne besser wahrnehmen. Jedes Essen sieht unterschiedlich aus, es riecht und es schmeckt unterschiedlich. Und natürlich fühlt es sich auch anders an. Ich rege sie auch immer mal wieder an, ihre Sinne einzusetzen, so dass sie z.B. mal bewusst an einem Essen rie­chen und ich mit ihnen die einzelnen Komponenten rausfinde. Die Kinder dürfen auch mit den Fin­gern essen oder probieren, wie sich das Essen anfühlt. Sie bekommen je nach Alter auch Löffel und Gabel zur Verfügung und werden immer wieder motiviert, diese einzusetzen. Durch Wiederholun­gen und Motivation meinerseits lernen sie den Umgang damit ganz nebenbei und schulen somit ihre Feinmotorik. Sobald sie allerdings mit dem Essen durch die Gegend werfen oder nur noch mat­schen, gehe ich darauf ein und versuche, sie zu motivieren, weiter zu essen oder frage sie, ob sie satt sind. Damit die Kinder nicht zu sehr abgelenkt sind und sich auf das Essen gut konzentrieren kön­nen, lege ich grossen Wert darauf, dass kein Spielzeug auf dem Esstisch vorhanden ist.

„Tischmanieren“ lassen sich in der Gemeinschaft schnell durch Lernen am Modell erlernen. Ich sit­ze gemeinsam mit den Kindern am Tisch und begleite sprachlich, was ich gerade tue und warum. Damit fördere ich auch in diesem Rahmen ihren Sprachentwicklung und der Wortschatz wird er­weitert.

Ich möchte, dass alle Kinder sitzen bleiben, bis alle fertig sind. In dem Buch „Gesund von klein auf“ von Mirjam Prüver wird sogar empfohlen, dass die Kinder schon vorzeitig den Tisch verlassen dürfen, wenn sie fertig sind mit Essen. Das habe ich auch mal versucht, doch ich bin zum Entschluss gekommen, dass die anderen Kinder abgelenkt sind und sich nicht bewusst bis zum Ende die Zeit nehmen, zu essen. Damit den Kindern nicht langweilig wird auf die anderen zu warten, ani­miere ich sie, mir oder je nach Altern, den anderen zu helfen. Die Größeren können mir zum Bei­spiel helfen, eine Banane zu schneiden oder den kleineren Kindern noch was zu trinken nachschüt­ten oder vielleicht sogar einem Kleineren beim Füttern helfen, sofern das Kleinere es möchte. Da­durch stärke ich das Sozialverhalten, die Kommunikationsfähigkeit, durch das aufeinander eingehen und besprechen. Aber auch wieder die Feinmotorik, denn zum Schneiden der Banane und zum Füt­tern anderer Kinder wird sie benötigt. 

Weiterhin achte ich darauf, dass die Kinder das Essen nicht schlingen, sondern bewusst kauen. Kein Kind muss etwas aufessen, wenn es etwas nicht mag oder satt ist. Wenn es etwas nicht mag, darf es die Komponente, die es nicht mag, an die Seite legen.

5. Essenszeiten

Die Essensgestaltung kann in zwei verschiedenen Modellen umgesetzt werden. Bei dem ersten Mo­dell werden feste Zeiten für den Verzehr der Mahlzeiten festgelegt. Beim zweiten Modell steht das Kind und seine individuellen Bedürfnisse im Vordergrund. Es ist nur ein Rahmen der Zeiten fest­gelegt, zum Beispiel können die Kinder selber entscheiden, wann sie innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne frühstücken möchten. 

Der Vorteil bei den festen gemeinsamen Zeiten ist, dass die Kinder ein Gemeinschaftsgefühl entwi­ckeln. Hierbei bekommt das bewusste Essen wieder eine größere Bedeutung.

In meiner Kindertagespflege ist mir das gemeinsame Verzehren der Mahlzeiten wichtig, dennoch versuche ich auf jedes Kind individuell einzugehen. Durch die unterschiedlichen Bringzeiten kön­nen die ersten Kinder morgens bei mir schon einen kleinen gesunden Snack zu sich nehmen, um das erste Hungergefühl zu stillen. 

6. Transparente Gestaltung

Ernährungsbildung erfolgt bei den Kindern im Vorschulbereich hauptsächlich durch Lernen am Modell. Die Eltern und ich als Tagespflegeperson prägen das Ernährungsverhalten, daher ist der Austausch mit den Eltern wichtig. (S. 29-30 DGE-Standard).

a) Vermittlung an die Kinder

Das Thema Ernährung ist jeden Tag für die Kinder präsent. Donnerstag ist ein Ausflug auf den Wo­chenmarkt angesagt, Montag und Mittwoch kommt ein regionaler Bäcker mit seinem „Laden“ vor­gefahren (siehe Anhang 1), wir gehen alle gemeinsam zu ihm und suchen das Brot und Brötchen aus. Mindestens einmal in der Woche bereite ich mit den Kindern zusammen Essen vor. Die ersten Kinder kommen schon um 7 Uhr zu mir, so dass sie auch oft morgens schon mitbekommen, wie ich Essen zubereite und mir selbst mit helfen können. Für die Kinder hängt ein Wochenplan (Anlage 2) mit dem Essen als Bilder an der Esszimmertür, den ich mit den Kindern im Laufe der Woche regel­mäßig anschaue und bespreche, so dass es für sie präsent ist und transparent gestaltet wird. In dem Wochenplan ist mindestens einmal die Woche eine kleine Mitkoch-Aktion der Kinder geplant. Durch das miteinander kochen, lernen die Kinder, Gerichte zuzubereiten, zu teilen und können nachvollziehen, wie z. B. eine Tomatensoße hergestellt wird. Weiterhin lernen sie von mir durch Beobach­ung und Nachahmung. 

b) Vermittlung an die Eltern bzw. Familien

Mir ist es wichtig, dass die Eltern ebenfalls über die Ernährung ihrer Familien nachdenken. Mit ein paar Impulsen kann ich da schon viel bewirken.

Transparente Informationen

Da ich den Wochenplan schon am Wochenende fertig mache, bekommen alle Eltern eine Informati­on über unser Essen in der nächsten Woche und es gibt auch eine Info, was wir an Programmpunk­ten planen. So können sie ersehen, was zum Thema Ernährung umgesetzt wird und welche Speisen die Kinder bekommen. 

Marktbesuch

Mittlerweile haben die Eltern von ihren Kindern schon vermittelt bekommen, dass das Obst und Gemüse auf dem Markt deutlich geschmackvoller ist und wir dürfen immer wieder z. B. Weintrau­ben vom Markt für die Familien mitbringen.

7. Nachhaltigkeit

Im BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) ist sehr gut erklärt, warum man schon im frühkind­lichen Alter anfangen sollte, die Kinder zum Thema Nachhaltigkeit zu bilden. In der frühen Kind­heit sind die kognitiven, sozialen, körperlichen und emotionalen Entwicklungen der Kinder sehr schnell. Die Kinder müssen die Fehler der vorangegangen Generationen ausbügeln und damit um­gehen lernen. Kinder erforschen die Welt, lernen das soziale Miteinander, Regeln und Werte. Sie lernen schnell, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. Dieses wiederum ist die Basis zum verantwort­lichen Denken und zum Begreifen der Nachhaltigkeit. Die nachhaltige Ernährung soll hiernach möglichst regional und saisonal, wenig Fleisch, umweltverträglich und möglichst fair gehandelt sein. Es sollen wenig Lebensmittel weggeworfen werden.

Die Lebensmittel beziehe ich, soweit es geht, aus ökologischer Landwirtschaft. Das Rind- und Schweinefleisch beziehe ich von einem regionalen Bauern aus dem Ort. Dieser schlachtet zwei – drei Rinder pro Jahr und ca. 6 Schweine im Jahr. Von dem bekomme ich größere Mengen und friere mir diese portionsweise ein. Mit dem Bauern ist abgesprochen, dass wir dorthin mit den Familien einen Ausflug machen dürfen, damit sich alle von der guten Tierhaltung überzeugen können. Durch die positiven Erinnerungen werden sich die Kinder an den Besuch des Bauernhofs noch lange daran erinnern. 

Auf dem Wochenmarkt kaufen wir hauptsächlich Obst und Gemüse, Geflügelfleisch und Fisch. Mit den Kindern bespreche ich schon im Vorfeld, was wir alles auf dem Markt kaufen werden. Hierbei stärke ich deren Kommunikationsfähigkeit, Merkfähigkeit und der Wortschatz wird vergrößert. Wenn wir auf dem Markt sind, überlegen wir nochmal, was wir jetzt genau, an welchem Stand kau­fen wollen. Selbstverständlich habe ich hier Boxen für das Fleisch und für das Obst und Gemüse Stoffbeutel mit. Die Kinder sehen, dass nicht alles in Folie verpackt sein muss. Die Kinder bekom­men vor Ort von den Markthändlern Obst oder eine Scheibe Wurst geschenkt. Dabei lernen die Kin­der nebenbei die Kommunikation mit Personen außerhalb ihres Bekanntenkreises.

Zudem habe ich die Möglichkeit außerhalb des Marktes Kartoffeln, Äpfel, Obst und Gemüse der Saison und Eier von einem regionalem Bauern zu beziehen, der einen kleinen Hofladen in unserer Nähe hat.

8. Essensauswahl

Im DGE-Qualitätsstandard gibt es verschiedene Übersichten für die Essensgestaltung (S. 12ff).

Täglich sollen zum Frühstück Vollkornprodukte, frisches Obst und Gemüse und Milchprodukte ge­reicht werden. Für die Mittagsverpflegung gibt es ebenfalls eine Übersicht. Auch hier wird auf Vollkornprodukte und frisches Gemüse Wert gelegt. Beim Fleisch soll eher mageres Fleisch ge­wählt werden. Als Getränk soll immer Trinkwasser zur Verfügung stehen. Ein extra Kapitel be­schäftigt sich mit dem Thema „Convenience-Produkte“ (S. 14). Es gibt eine Einteilung in verschie­dene Convenience-Stufen und es soll weitestgehend auf die Stufen 1 und 2 zurückgegriffen werden (TK-Gemüse, TK-Obst und vorbereitetes Fleisch). Je roher desto besser.

Das Buch „Kinder lernen essen- Strategien gegen das Zuviel (Hanni Rützler) habe ich zu dem The­ma auch noch gefunden und möchte ein paar Punkte, die mich in der Essensauswahl beeinflussen, mit aufnehmen. 

Hanni Rützler stellt in ihrem Buch dar, dass die Welt im Wandel ist. Vor noch nicht einmal 100 Jahren gab es Hungersnot in Deutschland. Heute ist es komplett andersrum, wir werden über­schwemmt mit Essen. Da ist die Auswahl schwierig. Ein normaler Supermarkt hat um die 230.000 verschiedene Artikel in seinem Sortiment. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Immer mehr Menschen sind adipös und verringern dadurch ihre Lebenserwartung enorm. „Im Jahr 2000 hat die Weltge­sundheitsorganisation WHO Übergewicht zum am schnellsten wachsenden Gesundheitsrisiko der Industrienationen erklärt“ (S.17.). „Aktuelle Studien belegen, dass die drei traditionellen Mahlzei­ten-Frühstück-Mittagessen und Abendbrot- in Europa praktisch nicht mehr existieren. Der Durch­schnittsbürger isst heute 4,5 Mal am Tag…“ (S. 28).

Hanni Rützler schreibt, dass Kinder ein angeborenes Verhalten haben, sich richtig zu ernähren. Sie merken genau, wann sie satt sind. Dieses Verhalten wird später ab“trainiert“ durch z. B. Essen als Trost oder die Regel „Du musst essen, was auf den Tisch kommt“ und das viele nebenbei Essen. Von Natur aus haben aber alle Säuglinge eine Vorliebe für süße Speisen und dies wird im Laufe der Zeit weiter entwickelt.

Daher ist es mir wichtig, dass die Kinder in meiner Kindertagespflege ihr Essen bewusst einnehmen können und die Zeit bekommen, die sie brauchen. Sie bekommen eine breite Produktpalette ange­boten und können testen. Wiederholungen sind hier wichtig, genauso wichtig wie die Lebensmittel unterschiedlich zuzubereiten. Bei einem Tageskind erzählte mir die Mutter, dass das Kind keine Erbsen mögen würde. Beim Erbseneintopf hat es wirklich nichts gegessen. Ein paar Tage später habe ich Nudeln zubereitet und in der Soße waren auch Erbsen drin, die wurden aber verspeist. 

Frühstück

Das Frühstück bereite ich für die Kinder und mit den Kindern vor. So umgehe ich die Diskussion mit den Eltern, was gesunde Ernährung ist und alle Kinder bekommen das Gleiche, das stärkt auch nochmal das Gemeinschaftsgefühl. Das Frühstück besteht aus Vollkornbrot mit Frischkäse und ver­schiedenem Obst und Gemüse. Die Kinder, die morgens früh da sind, helfen oftmals mit, das Ge­müse oder Obst vorzubereiten. Als Getränke gibt es Milch und/oder Trinkwasser, das die Kinder sich auch selbst einschütten können oder die Größeren helfen den Kleineren hierbei. Die Kinder be­kommen dabei dann ein Gefühl für Mengen und die Motorik wird geschult. Wenn sie sich unterein­ander helfen, dann stärken sie ihr Gemeinschaftsgefühl und die Kindern lernen miteinander zu kom­munizieren und ihre Wünsche zu äußern (Partizipation).

Mittagessen

Das Mittagessen bereite ich für die Kinder vor und mindestens einmal in der Woche bereite ich es komplett mit ihnen zu. Es gibt einmal in der Woche Fisch und ein bis zweimal Fleisch. Jedes Mal gibt es Gemüse und eine Beilage da. Die Beilagen sind in den meisten Fällen aus Vollkornproduk­ten. Das Essen bereite ich morgens so vor, dass ich kurz vor dem Mittagessen nur noch ein paar Handgriffe tun muss. Zum Nachtisch gibt es ca. 2-3 mal die Woche einen Naturjoghurt bzw. Quark mit frischen Früchten oder mit TK-Früchten. Als Getränk gibt es Trinkwasser. Selbstverständlich esse ich mit den Kindern am Tisch und esse das gleiche wie sie, denn sie lernen in diesem Bereich viel über Lernen am Modell.

Convenience-Produkte werden bei mir selten angewandt. Was es für die Kinder schon mal gibt, sind Fischstäbchen oder Fischfilet. Im Winter greife ich auch auf TK-Gemüse und TK-Obst zurück, da es die Vielfalt an frischen Produkten dann nicht gibt. Außerdem enthalten TK-Produkte bei ver­nünftigem Umgang mit den Lebensmitteln mehr Vitamine als Obst und Gemüse, das zum Teil ei­nen weiten Weg hinter sich gebracht hat, um in unsere Regale zu gelangen. Auf Brühe, Fix-Produk­te etc verzichte ich in meiner Küche komplett. Die Kinder können so ihre Sinne auf reine natürliche Geschmäcke konzentrieren und werden nicht von dem Einheitsgeschmack der Fix-Produkte abge­lenkt. Sie lernen den echten Geschmack kennen.

Nachmittagssnack

Der wird natürlich dann auch von mir angeboten und besteht meistens aus mehreren Sorten Obst, das ich mit den Kindern im Nachmittagsbereich zubereite und auswähle.

Süßigkeiten

Zu Geburtstagen (den Kuchen backen wir gemeinsam am Tag vor dem Geburtstag) oder zu Feier­lichkeiten gibt es auch schon mal Süßigkeiten, soll aber wirklich was besonderes sein und nicht ein fester Bestandteil in meiner Kindertagespflege, da heutzutage unsere Konsumgesellschaft zu viele Süßigkeiten bzw. Süßes zu nimmt.

9. Fazit

In dem Transferbericht ist mir mein Schwerpunkt noch bewusster geworden. Die Eltern haben nun mehr Transparenz und mehr Zugang zum Thema Ernährung. Einige Punkte habe ich durch den Transferbericht zum Abschluss bekommen. 

  • Den Wochenplan für die Kinder habe ich entwickelt,
  • Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten habe ich durch die Transferarbeit nochmal ge­stärkt.

Den DGE-Qualitätsstandard habe ich auch erst durch die Recherchen entdeckt und ein paar Inspira­tionen gefunden. Schade ist es, dass ich das Zertifikat nicht machen kann. Aus den Rezepten nehme ich auch immer wieder welche heraus, da sie wirklich oftmals kindgerecht sind. Allerdings sind mir manche Dinge dort auch nicht plausibel wie z. B. die Nutzung von Parboiled Reis und Jodsalz. Schön ist die Unterscheidung der Rezepte in U3 und in Ü3, aber manche Rezepte würde ich nicht bei kleinen Kindern übernehmen. Es gab dort z.B. einen Salat, bei dem die Kinder rohe Zwiebeln, Paprika und Mais hätten essen müssen. Das finde ich für so kleine Kinder und ihre Verdauungstrak­te ein wenig zu belastend. 

Zudem mag ich deutlich mehr Abwechslung in der Ernährungszubereitung.

In der nahen Zukunft habe ich weitere Projekte mit den Kindern geplant, um das Thema Ernährung immer wieder aufzugreifen und interessant für die Kinder zu machen.

  • Aschenputtel (Landschaft schmeckt-Nachhaltig kochen mit Kindern S. 60)verschiedene Getreidesorten in unterschiedlichen Behältern den Kindern zur Verfügung stel­len. Den Unterschied zeigen und ggf. mal die Frage stellen, wie viele von den Körnern man braucht um eine Strecke zu legen.
  • KresseKresse selber aussäen, daraus können wir sogar kleine Figuren legen oder einen Kressekopf machen.
  • DüngerIm Garten habe ich ein grosses Hasengehege, in das die Kinder mit mir gehen dürfen. Die Hasen bekommen Obst und Gemüsereste, dafür geben sie uns den Dünger.
  • KartoffelturmIm Frühling mache ich mit den Kindern in meinem Garten einen Kartoffelturm. Dafür rollen wir eine Schilfmatte, stellen sie hochkant auf und dann werden Kompost von den Hasen, Erde und Kartoffeln geschichtet. Im Herbst kann die Matte aufgeschnitten werden und her­aus kommen ganz viele Kartoffeln
  • HochbeetDie Kinder kümmern sich mit um das Hochbeet. Gemeinsam können wir uns um die Setz­linge kümmern und sie umpflanzen. Außerdem muss gegossen, das reife Gemüse geerntet werden. Das lernen die Kinder durch Beobachtung und Nachahmung.
  • Der Bauernhof von dem wir das Fleisch beziehen, wird von uns mit den Familien zusammen besucht.

10. Quellenangaben

  • DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder (www.fitkid-aktion.de)
  • Landschaft schmeckt- Nachhaltig kochen mit Kindern (Sarah Wiener Stiftung)
  • Kinder lernen essen – Strategien gegen das Zuviel (Hanni Rützler)
  • Gesund von klein auf – Ernährung, Bewegung und Entspannung in der Kita (Mirjam Prü­ver)
  • BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung (www.bne-portal.de)
  • Erzieherinnen + Erzieher – Professionelles Handeln im sozialpädagogischen Berufsfeld Bd 1+2